Zusammenfassung
Die Kommission 1.4 Anhaltszahlen/Qualitätssicherung der Deutschen Gesellschaft für
Neurologie hat 2016 mit Bezug auf das Jahr 2015 erneut eine Erhebung zur Struktur
neurologischer Kliniken durchgeführt. Eine hohe Teilnahmequote von 62 % und ein weitgehend
konstanter Fragebogen ermöglichten Vergleiche mit den Vorumfragen zu den Bezugsjahren
2013 und 2011.
Eigene neurologische Intensivbetten halten nur noch eine Minderzahl neurologischer
Kliniken vor. Dagegen ist die Rund-um-die-Uhr-Präsenz in interdisziplinären Notaufnahmen
Standard geworden. Obwohl sich das Fach im Kontext der akuten Schlaganfallversorgung
immer mehr zum Notfallfach entwickelt und 2015 die Thrombektomie erstmals als State-of-the-art-Methode
zur Behandlung bestimmter, in der Akutsituation zu selektionierender Schlaganfallpatienten
anzusehen war, stagnierte die infrastrukturelle Ausstattung der Kliniken.
Während Bettenzahl, Casemix und Casemix-Index weitgehend unverändert zu den Vorjahren
waren, nahmen die Fallzahlen weiter zu und die durchschnittliche Verweildauer stark
ab, letztere sank auf nunmehr 5,4 Tage. Bei der Personalausstattung fielen weiter
erhebliche Unterschiede auf, bei vielfältigen Aufgaben der Kliniken außerhalb des
DRG-Bereiches. Es gelang nicht, Erlösanteile aus DRG von Nicht-DRG-Erlösen als Abgrenzkriterium
zu erfragen, da diese Zahlen den Klinikleitungen offenbar nicht transparent sind.
Im Bereich ärztliches Personal waren Engpässe seltener (6 %), jedoch mussten 22 %
der Kliniken wegen Pflegenotstand und zusätzliche 2 % der Kliniken wegen Ärzte- und
Pflegenotstand ihre Versorgung einschränken. Die Skepsis gegenüber der Wirksamkeit
von Zertifizierungen auf die Behandlungsqualität nahm ab, es wurden wertvolle Vorschläge
für ergebnisorientierte Qualitätsparameter von Behandlungen in neurologischen Kliniken
gemacht, die prozessorientierte Kriterien für Zertifizierungen und bei Qualitätssicherungsmaßnahmen
ergänzen oder ersetzen könnten.
Abstract
The German Neurological Society has conducted a survey of the structure of neurological
in-patient care every other year. The present survey covers the year 2015. With a
response rate of 62 %, the questionnaire allowed meaningful comparisons to former
surveys covering the years 2013, and 2011.
Only a minority of departments has intensive care units of their own. By contrast,
24/7 presence of neurological physicians has become standard in interdisciplinary
emergency rooms. Stroke management has involved neurology more and more in emergency
care. In 2015, thrombectomy became state of art therapy for a subgroup of stroke patients,
raising special demands for the availability of CT and MRI on a 24/7 basis. However,
infrastructure did not improve as compared to former surveys.
Numbers of beds, case mix, and case mix index have remained roughly unchanged. However,
case numbers increased, and average length of stay robustly decreased within 2 years
by 17 % to 5.4 days.
Structures of staff were heterogeneous and were involved in variable duties apart
from inpatient care covered by the German diagnosis-related groups (DRG) system. Departments
did not succeed in differentiating proceeds related to the DRG system from other proceeds.
Shortage of nursing staff forced 22 % of departments to temporarily cut down services,
6 % of departments did so because of shortage of physicians, and at 2 % of departments,
both types of cutbacks occurred. Departments were confident in certifications as means
of quality management, and a couple of suggestions were provided for more meaningful
parameters for outcome-oriented quality management in future.
Schlüsselwörter DRG System - Infrastruktur - Personal
Key words German diagnosis related groups - infrastructure - human resources